In der Tat, das haben wir und spätestens mit Ihren Äußerungen im Tagesspiegel wird es wohl auch allen wieder eingefallen sein. "Weder die Politik noch die AfD sind für mich alternativlos" haben Sie behauptet und damit Spekulationen ausgelöst, sie könnten mit einiger Verspätung Parteigründer Lucke folgen und die AfD verlassen. Von außen betrachtet nicht wenig erheiternd, da Sie ihn ja damals selbst rausgeekelt haben. Sie wollten eine rechtere Alternative als Lucke und Lucke ist gegangen, weil die Partei, die er gegründet hatte, ihm wohl inzwischen selbst unheimlich war. Jetzt stecken Sie in der selben Falle: Sie wollen sich und die AfD in der bequemen hellbraunen Zone austarieren, die manche Leute einfach nur für konservativ, andere für richtungsunabhängig bürgernah halten. Die Partei steht in ihrer Mehrheit aber nicht nur weiter rechts, als Bernd Lucke das geglaubt hat. Auch mit Ihrem Vorhaben sind die meisten nicht einverstanden. Das Selbstbild als eigentlich-doch-gar-nicht-so-richtig-rechte Partei war gut genug für die Gründung der AfD. Ist dieses Bild erstmal in den Köpfen aller möglichen Sympathisanten verankert, braucht es nicht mehr bedient zu werden. Das Björn (verzeihung, Bernd) Höcke kein Nazi ist, wurde ein für alle mal festgelegt und wird von seinen Anhängern in der Partei nicht mehr bezweifelt, wie ausländerfeindlich und geschichtsrevisionistisch er sich auch immer äußern mag. Im Umkehrschluss ist alles, was er von sich gibt, auch nicht mehr verwerflich. Für Sie, Frau Petry ist in einer solchen Partei kein Platz mehr. Nicht, weil Sie so eine linke Socke wären, sondern weil es für die AfD inzwischen nicht mehr reicht, ein bisschen rechts zu sein. Jetzt können Sie Ihre Austrittsabsichten natürlich dementieren und so tun, als hätten Sie das alles nicht so gemeint. Fakt ist, dass die Leute nur noch darauf warten, dass Sie aufgeben. Und dazu wird es auch kommen. Früher oder später.
Mit freundlichen Grüßen
HG
Der Hintergrund:
Tagesspiegel.de: Gegner unterstellen Petry "Erpressungsversuch"ZEIT online: Frauke Petry spricht über Rückzug aus der Politik