Freitag, 7. April 2017

Sehr geehrter Herr Lindner,

nicht, dass ich mal in Erwägung gezogen hätte, Ihre Partei zu wählen. Zu solchen Überlegungen war ich noch nicht einmal ansatzweise vorgedrungen, als mir die sozialpolitische Mir-doch-egal-Haltung der FDP schon gründlich auf die Nerven ging. Dass Sie diese Linie nun fortsetzen ist natürlich nur konsequent und dass ich Sie im September nicht wählen werde ebenso. Man könnte meinen, ich hätte mich mittlerweile daran gewöhnt, dass man Umwelt- und Sozialstandards bei der FDP nur als Störfaktoren sieht, aber hin und wieder kommt mir die Sache doch mal wieder hoch. Herr Lindner, wir sind nicht alle kleine Self-made-Millionäre! Für einige von uns - der Anteil ist gar nicht mal so klein - machen Einrichtungen wie ein gesetzlicher Mindestlohn durchaus Sinn. Gedanken der Umverteilung machen Ihnen offenbar Angst, weil Sie wissen, dass Sie persönlich dabei nichts dazugewinnen. Solidarität mit Leuten, dei schlechter dran sind als Sie, scheint Ihnen fremd zu sein.

Stattdessen machen Sie sich auf groteske Weise über das Leiden der Menschen in Griechenland lustig, indem Sie im Wahlkampf in NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als "Kraftikakis" zu verunglimpfen versuchen, weil die BILD-Zeitung ihr Bundesland aufgrund anhaltender Finanzprobleme als "das deutsche Griechenland" bezeichnete. Was weiß Christian Lindner über Griechenland? Offenbar hauptsächlich, das Griechen pleite sind und lustige Namen haben, die auf -akis enden. Vielen Dank für diese Demonstration von Fingerspitzengefühl.
Das der Vergleich außerdem stark hinkt, weil Griechenlands Wirtschaft noch immer am Boden liegt, während NRW - ohnehin auf einem ganz anderen Niveau - beim Wirtschaftswachstum fast den Bundesdurchschnitt erreicht: geschenkt.

Im Moment stehen Sie mit Ihrer FDP in den Umfragen zur NRW-Wahl ganz gut da. Sie sprechen ununterbrochen von Freiheit und fordern ein "Entfesselungsgesetz", um Maßnahmen des grünen Umwelt- und Verbraucherschutzministers Johannes Remmel zurückzunehmen. Dass es dabei immer nur um die Freiheit der Märkte und die Entfesselung der Unternehmen geht, statt um die Belange der Angestellten und das Wohl aller Bewohner des Landes, werden die meisten wohl zu spät bemerken. Vielleicht reicht dem einen oder anderen ja die Zeit bis zur Bundestagswahl, um zu bemerken, wie kurzsichtig Ihre Politik ist. Ich würde es mir und Ihnen wünschen.

Mit freundlichen Grüßen

HG

Der Hintergrund:

liberale.de: Rot-Grün zeigt beispielhaft, wie ein Haushalt ruiniert wird
taz.de: Die große One-Man-Show der FDP

Bildquelle:

https://www.christian-lindner.de/sites/default/files/2016-10/Portraitfoto.jpg

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