Mittwoch, 11. Januar 2017

Sehr geehrter Herr Grillo,


Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Beppe_Grillo
so ist das mit dem Rechtspopulismus. Man wird ihn einfach nicht los. Da haben Sie nun völlig überraschend versucht, die Allianz Ihrer M5S mit der britischen Ukip im Europaparlament zu beenden und stattdessen der liberalen Fraktion ALDE beizutreten. Ihre Parteimitglieder stimmen auch mit überwältigender Mehrheit zu, obwohl die Positionen in einigen Kernbereichen Ihrer Politik nicht unterschiedlicher sein könnten (wie kann sich ein erklärter Euroskeptiker wie Sie plötzlich den fast schon fanatischen Eurofans um Guy Verhofstadt anschließen wollen? Just saying...). Auch der Chef der ALDE-Fraktion Verhofstadt ist einverstanden, sieht er sich durch die wachsende Mitgliederzahl seiner Fraktion doch schon als Präsident des Europaparlaments. Alles scheint in schönster Ordnung - und dann die Mitglieder der ALDE-Fraktion so: Ach nö, lieber nicht...

Jetzt sitzen Sie also da und wissen nicht weiter. Den einen Partner brüskiert, vom anderen verschmäht. Geht es jetzt doch wieder zurück zu Nigel Farrage und seinen Leave-Votern? Wird er Sie zurücknehmen, wenn Sie ordentlich betteln? Und lohnt sich der Aufwand, wenn die Briten in ein paar Jahren ohnehin die EU verlassen?

Sie sind nicht zu beneiden, das sehe ich ein. Aber so eine 180-Grad-Wende nimmt einem nun mal nicht jeder ohne weiteres ab, vor allem nicht, wenn sie innerhalb weniger Tage erfolgt. Bisher haben Sie kein gutes Haar am Euro gefunden (zugegeben, das Bild ist etwas schief...), jetzt heißt es aber auf einmal im gemeinsamen Positionspapier mit ALDE, dass "der Euro am Leben erhalten werden muss". Wundert es Sie, dass sich der eine oder andere Liberale diese Entwicklung gerne noch ein Weilchen von Weitem angucken will, bevor er Sie in seine Fraktion lässt? Es ist also nicht nur die Partnerschaft mit der Ukip, die die M5S für viele Liberale verbrannt hat, es sind auch Ihre eigenen Positionen. Die Bereitschaft, diese Positionen jetzt ohne mit der Wimper zu zucken aufzugeben hilft Ihnen da auch nicht viel weiter. Sie zeigt nur, dass auch Populismus opportunistisch sein kann. Ob Ihre Wähler Ihnen diesen Eiertanz verzeihen wird sich bei den nächsten Wahlen zeigen.

Mit freundlichen Grüßen

HG

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