Freitag, 19. Mai 2017

Sehr geehrter Herr Gabriel,

herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft. Sie sind tatsächlich der erste Politiker, dem ich schon zum zweiten Mal einen Brief schreibe. Nachdem ich Sie im ersten Brief jedoch eher gelobt habe - da ging es um Ihre Entscheidung, als SPD-Chef zurückzutreten - muss ich dieses Mal Kritik anbringen.

Es geht um Ihre Äußerungen in Verbindung mit Ihrer Reise nach Mexiko. Das Land ist bei deutschen Firmen sehr beliebt, wenn es darum geht, Güter für den US-amerikanischen Markt herzustellen. Es hat ein Freihandelsabkommen mit der EU und aktuell auch noch eines mit den USA, was den Unternehmen unter Anderem die Zölle erspart. Außerdem ist es aber auch noch ein Land mit extrem niedrigen Produktionskosten. Gerade die Löhne sind so niedrig, wie man es sich hierzulande gar nicht vorstellen will. Die Arbeiter des geplanten BMW-Werks sollen je nach Dauer der Beschäftigung zwischen einem und 2,30 € pro Stunde verdienen, während Audi und Mercedes planen, ihre Fließbandarbeiter für jeweils 2,40 € pro Stunde zu beschäftigen.

Solche Löhne sind eine Zumutung. Die Menschen dort werden in Armut gehalten, damit es ein paar Unternehmen gut geht - respektive ihren Managern. Sie, Herr Gabriel, wollen das noch Unterstützen, die wirtschaftlichen Beziehungen ausbauen. Ist das die Haltung eines SPD-Ministers? War die SPD nicht mal eine Partei der Arbeiter? Hier gibt es eine ganz konkrete Gelegenheit, sich mit lupenrein ur-sozialdemokratischen Themen zu profilieren. Nur zu, Herr Gabriel.

Und nur als kleiner Hinweis: Nein 1 € ist auch in Mexiko nicht viel Geld. Erst recht nicht, wenn man eine Stunde dafür arbeiten muss. Nicht auszudenken, wenn wir unseren Bundesaußenminister so bezahlen würden...

Mit freundlichen Grüßen

HG

Der Hintergrund:

Süddeutsche.de: Bundesaußenminister Gabriel zu Gesprächen in Mexiko
taz.de: Wirtschaftliche Beziehungen zu Mexiko - Brücken bauen statt Mauern

Bildquelle:

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© Dominik Butzmann

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