rechts: Hartmut Dudde |
Offenbar in erster Linie, allen Widerspruch kleinzuhalten. Die krassen Bemühungen der Polizei, Protestcamps zu unterbinden und es den Campierern so schwer wie möglich zu machen - beispielsweise durch ein Übernachtungsverbot und die gewaltsame Räumung von Schlafzelten - zeigt ganz deutlich, dass hier Menschen abgeschreckt werden sollen, überhaupt ihre Meinung kundzutun. Die Begründung, in solchen Camps würden sich auch gewaltbereite Linksextremisten verstecken, reicht nicht aus, um dem lauten aber friedlichen Rest die Nutzung demokratischer Grundrechte zu versagen. Das ist ja, als hätte man nach der wilden Feierei der Kollegen aus Berlin neulich gleich die gesamte Polizei aus Hamburg abgezogen.
Wie die vergangene Nacht gezeigt hat, funktioniert eine "Deeskalation durch Stärke" aber auch einfach nicht. Jedenfalls nicht, wenn man nicht gleich nordkoreanische Verhältnisse schafft (die Bevölkerung da könnte man als maximaldeeskaliert bezeichnen - durch die "Stärke" der staatlichen Organe. Merken Sie was?). Hierzulande - und das wissen Sie eigentlich aus der Vergangenheit - führen derartige Schikanen zu Widerspruch. Sicher, der eine oder andere gemäßigte Demonstrant bleibt dann vielleicht zuhause, weil er Angst vor der Randale hat. Wer bleibt sind die Krawallmacher und all die, die sich aus Empörung über das Vorgehen der Polizei radikalisieren. Auf die Art haben Sie jede legitime Form der Demonstration unmöglich gemacht, die Steinewerfer und Autoanzünder aber noch angestachelt. Je kleinlicher und feindseliger Sie sich den Demonstranten gegenüber verhalten, desto niedriger ist auf beiden Seiten die Hemmschwelle für Gewalt. Sie, Herr Dudde, sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die "Welcome To Hell"-Demo so eskaliert ist!
Deeskalation braucht Flexibilität. Eine Polizei, deren Strategie aus Kompromisslosigkeit und sinnlosen Machtdemonstrationen besteht, wird ihrer Aufgabe, Sicherheit für die Bürger zu garantieren, nicht gerecht, sondern vielmehr selbst zum Sicherheitsrisiko. Tun Sie der Welt einen großen Gefallen, Herr Dudde, und versuchen Sie es mal mit einer wirklich deeskalierenden Strategie. Oder - wenn Sie sich das nicht zutrauen - wechseln Sie Ihren Beruf.
Mit freundlichen Grüßen
HG
Der Hintergrund:
Spiegel Online: Hart wie DuddeZeit Online: Kurz mal Hölle
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